EIGENPRODUKTION

SCHÖNE NEUE WELT

Uraufführung

632 nach Ford: in der „Schönen Neuen Welt“ gibt es keine Familien, die Beziehungen sind offen und unverbindlich, es herrscht Konsumzwang. Es gibt Kasten von Alpha- bis Epsilon-Menschen, die industriell hergestellt und den Bedürfnissen der Wirtschaft gemäß genormt werden. „Community, identity, stability“ hat „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ abgelöst. Jeder ist angeblich glücklich. Da wird ein „Wilder“, der in einem abgelegenen Reservat anhand einer alten Shakespeare Ausgabe sprechen, denken und fühlen gelernt hat, mit dieser „schönen neuen Welt“ der Zukunft konfrontiert.

Kritik

www.events.at franco schedl
Abschreckende Utopien, die vor einem halben Jahrhundert erdichtet wurden, hat die Wirklichkeit inzwischen längst eingeholt oder sogar überboten. "Schön und neu" ist daran also nichts mehr - umso betroffener kann es aber machen, wenn wir im alten Gedankenexperiment und selber als Versuchskaninchen wiedererkennen. Ein derartiges Aha- oder besser Oweh-Erlebnis verschafft uns derzeit der SPIELRAUM [...] Wir werden in eine Zone versetzt, wo statt Fortschritt nur noch Fordschritt geschrieben wird und als einziger Lebensinhalt der künstlich erzeugten Landeskinder die Ankurbelung der Wirtschaft in einer kollektiven Spaßgesellschaft gilt; jede individuelle Regung wird unter Androhung einer Versetzung nach Island unterbunden. Die Konfrontation dieses Systems mit einem Wilden, der stets ein Buch mit sich führt und nur Worte von Shakespeare findet, kann (menschen)naturgemäß nicht gut gehen. Den Wilden mit Shakespeare zu verproviantieren darf übrigens in dieser - an guten Ideen ohnehin reichen - Produktion als gelungenster Einfall gelten: die Nutzanwendung auf seine aktuelle Situation könnte durch die "alten" Worte nicht passender sein. Shakespeare hat offenbar wirklich alles vorausgewusst (wie Karl Kraus vorausgewusst hat). Nun wäre man versucht, weiter fordzufahren, die Vorzüge dieser Inszenierung aufzuzählen - aber wozu? Schließlich ist es doch ein Grundbedürfnis des kapitalistischen Menschen, den Großteil seines Geldes in den Kauf von Theaterkarten zu investieren.
Zyklus Utopie und Gesellschaft II

Termine

20. Jänner 2005 (Premiere)
21. Jänner bis 26. Februar 2005, Dienstag bis Samstag 20h

Schauspiel

Norbert Holoubek
Leila Müller
Hertha Pachl
Peter Pausz
Michael Schefts
Michael Schuberth

Produktion

Stück und Inszenierung:
Nicole Metzger
Ausstattung:
Anna Pollack
Musik:
Charly Horky (=Karl Horky)