EIGENPRODUKTION

LEONCE UND LENA

Ein Lustspiel vonGeorg Büchner

„Halt, pfui, der freie Wille steht da vorn ganz offen “ Leonce vom Reiche Popo und Lena vom Reiche Pipi, einander gegen ihren Willen zur Ehe versprochen, begegnen einander in der Fremde und kehren als vermeintliche „lebende Automaten“ in einer Utopie der Liebe an den Hof König Peters zurück, der sich seinerseits krampfhaft an sein Volk zu erinnern zwingt: „Der Mensch muss denken, und ich muss für meine Untertanen denken, denn sie denken nicht, sie denken nicht!“

Kritik

Kronen Zeitung 12.2.06, Florian Krenstetter
...Leo Krischke erzählt in seiner Version vor allem von der Flucht der Königskinder, die nicht akzeptieren wollen, dass andere aus gesellschaftlichem Zwang über ihr Leben entscheiden. Krischke findet gemeinsam mit Anna Pollack (Bühne und Kostüme) schaurig schöne Bilder für Daseinsleere und Verlorenheit der jungen Generation. Seine Inszenierung hat Temperament und Dynamik, das Ensemble absolut präsent. Zwei Stunden voll Intensität! Theater, das fesselt und in einigen Momenten sogar archaische Wucht zeigt.
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Die Spielfläche im „Spielraum" beschränkt sich nämlich auf einen schmalen Streifen, der den Raum in seiner ganzen Länge durchquert und zu vielfältigen Deutungen Anlass bietet: Ist es ein Laufsteg, auf dem die Figuren ihre dürftigen Schicksalskollektionen zu Schau stellen (und König Peter vom Reiche Popo versucht, mit modischer Raffinesse seine geistige Dürftigkeit zu kaschieren); ist es eine Start und Landebahn, die auf Grund ihrer Schmalheit zu Abstürzen herausfordert; oder haben wir es mit einem Förderband zu tun, das all jene „Menschen" genannten Automaten an uns vorübertransportiert? Wie dem auch sei – und ein bisschen steckt sicher von allem darin –, das Konzept überzeugt auf den ersten Blick und die zweifellos eingeschränkte Bewegungsfreiheit der Protagonisten wird durch ein viel konzentrierteres Spiel wieder wett gemacht. Regisseur Krischke versteht es überhaupt, die vielfältigen Talente seiner Darsteller geschickt einzusetzen: so darf Tristan Jorde als schwachköpfiges Landesoberhaupt einer Geige ganz passable Töne entlocken, der Höfling Abraham Thill verwendet seine Ausbildung zum professionellen Diabolo Jongleur zu einem beeidruckenden Zwischenspiel im Dunklen, und die beiden Hauptdarsteller Michael Born (Leonce) / Andreas Semprich (Valerio) veranstalten mit turnerischem Draufgängertum ein Muskelbiegen, das jeden Augenblick im Knochenbrechen enden könnte, um den Kapriolen, die der Text unaufhörlich schlägt, auch körperlich gerecht zu werden. Aber auch schauspielerisch lassen die acht Ensemblemitglieder nichts zu wünschen übrig: als titelgebendes Paar durchleben Born und Leila Müller eine tragikomische Romanze und kosten die poetischen Momente voll aus; Semprich kommt als rebellischer Kraft Mensch aus dem Untergrund für ein ebenso kraftvolles Spiel an die Oberfläche, und Tristan Jorde gewinnt dem alten Stereotyp eines degenerierten Machthabers neue Seiten ab. Und obwohl die Höflinge als in Zwangsjacken steckende Kugelköpfe mit meterlangen Ziegenbärten auftreten, hat diese Inszenierung weder einen Bart noch etwas Gezwungenes an sich, sondern kommt mit ungestümer Vehemenz daher, wie es sich für das Werk eines jungverstorbenen Dichters gehört.
Neue Illustrierte Welt www.neuewelt.at Ditta Rudle
In der Inszenierung von Leo Krischke (...) wird deutlich, was der Autor Georg Büchner beabsichtigt hat: Scharfe Kritik an den herrschenden politischen und gesellschaftlichen Verhältnissen. Dementsprechend hat Krischke den Valerio (...) als wüsten Terroristen auf den Laufsteg gestellt (...) Was an dem Stück so fasziniert ist seine beunruhigende Undurchschaubarkeit, seine schillernde Vielschichtigkeit.

Termine

6. Februar 2006 (Premiere)
7. Februar bis 4. März 2006, Dienstag bis Samstag 20h

Schauspiel

Andreas Bettinger
Michael Born
Tristan Jorde
Astrid Lamprecht
Leila Müller
Andreas Semprich
Michael Schuberth
Abraham Thill

Produktion

Inszenierung:
Leo Krischke
Bühne und Kostüm:
Anna Pollack
Assistenz:
Andrea Krause, Anna-Miriam Jussel