EIGENPRODUKTION

DONAUWELLEN

von Fritz Kortner

Zum Abschluss des Gedenkjahres 2005 zeigen wir eine selten gespielte Charakterkomödie des legendären österreichischen Schauspielers und Regisseurs Fritz Kortner, die unmittelbar nach Kriegsende entstanden ist:

Wien im April/Mai 1945. Der Friseur Alois Duffeck sitzt in seinem „arisierten“ Frisiersalon und fürchtet sich vor den Russen, vor den Amerikanern, vor den Deutschen, vor dem Kriegsende und der Zonenaufteilung durch die Aliierten. Jedem Herren will er dienen und vor allem sein Geschäft behalten, das er womöglich den jüdischen Besitzern zurückgeben muss. Duffeck ist ein typisch wienerischer Charakter, ein Gegen Bockerer: wendig und wandelbar, verschmitzt und feige, verbindlich und gefährlich, Herr Alois als ein anderer Herr Karl: „Was ich mitmach wegen dem bisserl Mitmachen!“

Kritik

WIENER ZEITUNG 11.11.2005
Mit Witz und Fantasie spielt Tristan Jorde den egoistischen Mitläufer Duffek, der die Kunst der individuellen Anpassung perfekt beherrscht. Harald Rupperts Inszenierung der "Donauwellen" lebt vom Text des berühmten Schauspielers und Regisseurs Fritz Kortner, der in seinen Exiljahren einige Stücke und Drehbücher geschrieben hat. Kortners Formulierungen verleihen dem Stück die nötige satirische Würze. Auch das Regiekonzept ist durchdacht (...)
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1946 schrieb der exilierte Fritz Kortner sein nachmals unter dem Titel „Donauwellen" bekannt gewordenes Stück, in dem er seinen österreichischen Landsleuten eine Ferndiagnose stellt, wie man sie vor Ort nicht treffender hätte finden können. Die Gesinnungen seiner wenig sympathischen Protagonisten – allen voran der Friseur Duffek – sind nach Kriegsende so rasch wandelbar wie Donauwellen. Kein Wunder, dass sich der Autor damit wenig Freunde geschaffen hat und das Stück erstmals 1987 im Rahmen der Wiener Festwochen in unseren Breiten aufgeführt wurde – seither ist es dann allerdings wieder in der Versenkung verschwunden und erlebt nun im Spielraum sozusagen seine zweite Premiere. Wie ist der skandalöse Inhalt beschafften? Nach Kriegsende wird dem professionellen Rasier und Frisiermeister Duffek selber das Messer an die Kehle gesetzt: im Zuge der Arisierung ist er billig zu seinem Laden gekommen und fürchtet nun, das Geschäft oder sogar sein Leben zu verlieren. Aber Kortner gibt sich nicht mit platten Bloßstellungen der „einfachen" Nazis zufrieden, sondern zeigt auf, dass gerade die Siegermächte durch ihre vorherige „fast komplicenhafte Duldung des hitlerischen Aufstiegs" zur katastrophalen Entwicklung der Lage beigetragen haben; und nun versucht jeder von ihnen, sich sein Teil vom ehemals braunen Kuchen abzuschneiden. Regisseur Harald Ruppert erzielt mit seinem kargen Raumkonzept – 2 rosa Sessel und 1 drehbarer Friseurstuhl genügen – eine denkbar große Wirkung. Tristan Jorde porträtiert den Haarkünstler auf hinreißend volksnah wahre Weise und auch das übrige Ensemble kann sich sehen lassen. Besonders erwähnenswert ist zum Beispiel Nicole Metzger: in ihrer Rolle als Baronesse verfügt sie über einen äußerst wendigen Hals und hat obendrein die richtige Kleidung zum passenden Anlass – geziert mit den gerade gefragten Emblemen.

Termine

8. November 2005 (Premiere)
9. November bis 3. Dezember 2005, Dienstag bis Samstag, 20h

Schauspiel

Tristan Jorde
Nicole Metzger
Anna Nowak
Stefan Pohl
Hans Raifseis
Harald Ruppert
Markus Weiss
Vitus Wieser

Produktion

Inszenierung & Raum:
Harald Ruppert
Kostüm:
Martina Berger