EIGENPRODUKTION

ANGST

von Stefan Zweig/Dramatisierung: Nicole Metzger

Irene Wagner fühlt sich in der „gedankenlosen Müdigkeit“ ihrer Ehe mit einem bekannten Strafverteidiger beengt und betrügt ihren Mann mit einem jungen Künstler. Da taucht eine Erpresserin, angeblich die frühere Freundin des Geliebten, auf und gefährdet ihre bürgerliche Existenz.
Angst vor der Entdeckung mit all ihren materiellen und persönlichen Konsequenzen nimmt von Irene Besitz. Ihr Mann scheint etwas zu ahnen, doch Irene ist nicht in der Lage, mit ihm zu sprechen. Sie muss feststellen, dass ihr der eigene Mann ebenso fremd ist wie sie sich selbst, dass sie ganz von der oberflächlichen Beziehungslosigkeit ihrer Gesellschaftsschicht abhängig ist und das gefürchtete Ende ihrer Ehe nicht nur sozialen Abstieg, sondern vor allem auch Identitätsverlust bedeuten würde. Der psychische Druck treibt Irene beinahe in die Selbstzerstörung, bis sich herausstellt, dass die Erpresserin nicht die ist, die sie vorgibt zu sein.

Die 1913 erstmals in der Neuen Freien Presse publizierte Novelle, von Nicole Metzger dramatisiert, ist ein Psychothriller mit Gesellschaftskritik: einerseits durchleuchtet Stefan Zweig meisterhaft die Doppelmoral des Fin de Siècle, andererseits lässt sich die Geschichte darüber hinaus als aktueller Beitrag zu Sprachlosigkeit und Vertrauensverlust in Beziehungen heute interpretieren.

Kritik

Spielraum“ – das Theater in der Kaiserstraße – macht seinem Namen derzeit alle Ehre. Gezeigt wird „Angst“ nach einer Novelle von Stefan Zweig, in einer beachtenswerten Bearbeitung von Nicole Metzger, welche vom Ensemble vor allem mit viel „Spiellust“ wiedergegeben wird. Der Inhalt – Ehefrau betrügt Ehemann und durchleidet dann vielerlei Stadien der Angst – ist rasch nacherzählt. Dass diese uralte Beziehungs-Blaupause sich schließlich von ihrer eng begrenzten Erzählstruktur abhebt, ist nicht zuletzt der Regie der Theaterfrau des ehemaligen „Erika-Kinos“ zu verdanken. ... Dana Proetsch mimt die Gattin eines Rechtsanwaltes in vielen Facetten. Von zutiefst verliebt über einsam, von Angst gebeutelt bis hin zur Beinahe-Selbstaufgabe gelingt ihr eine plausible Charakterstudie. Christian Kohlhofer als junger Liebhaber und Pianist sprüht im Liebesrausch, explodiert ein wenig später als verschmähter junger Mann und wird von peinlichen Gefühlen geplagt, als seine Ex-Geliebte bei ihm auftaucht und ihn mit einer neuen Frau erwischt. Wie nahe Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit nebeneinanderliegen können beweist Peter Pausz in der Rolle des betrogenen Ehemannes Dr. Wagner. Mehr als selbstgerecht versucht er durch eine Finte seine Frau zurückzuwerben, übersieht dabei aber ganz, dass er keine lauteren Mittel dabei einsetzt. Vielmehr benutzt auch er eine Lüge, ja mehr noch, eine Intrige, für die er eine junge Schauspielerin engagierte, die Irene erpresst. Nathalie Mintert absolviert ihre erste Zusammenarbeit mit dem Theater Spielraum mit Bravour und verkörpert nachvollziehbar die junge Unterschichtfrau, die ihrer vermeintlichen Gegenspielerin gehörig zusetzt und ihr Angstattacken einjagt.
27. April: LUST AUF... ANGST/VOR DER PREMIERE mit Gerhard Werdeker und Ensemble

Termine

29. April 2013 (Premiere)
bis 25. Mai 2013, jeweils Dienstag bis Samstag, 20 h

Schauspiel

Christian Kohlhofer
Peter Pausz
Nathalie Mintert
Dana Proetsch

Produktion

Inszenierung:
Nicole Metzger
Bühne:
Harald Ruppert
Kostüm:
Anna Pollack
Musik:
Karl Horky & Band o5
Licht:
Tom Barcal
Fotos:
Barbara Pálffy