Kritik
"genial, gefühlvoll...Worte des Verdrängens, des Aufarbeitens...Haushofer zerlegt hier einmal mehr das Patriarchat, gnadenlos und völlig zu Recht...diese Fassung und Regie: stark...großartig ... ein heftig starker Abend..."
Ein Abend voll beklemmender Intensität und psychologischer Abgründe, der das Publikum mit der unerbittlichen Frage nach Schuld und Verantwortung konfrontiert. [...]Die Schauspieler*innen verkörpern ihre Rollen mit einer überwältigenden Intensität ... Besonders hervorzuheben ist die Performance von Alice Schneider als Anna, die mit beeindruckender Präsenz und emotionaler Tiefe überzeugt. Ebenso brilliert Isabella Kubicek als Stella mit ihrer eindringlichen Darstellung der verletzlichen Hauptfigur, die zwischen Unschuld und Verzweiflung gefangen ist. Auch Peter Pausz und Edward Lischka bestechen in ihren Rollen als Richard und Wolfgang, indem sie die dunklen Facetten ihrer Charaktere wirksam zum Ausdruck bringen. Pausz verkörpert Richard mit einer beunruhigenden Mischung aus Charisma und Boshaftigkeit, während Lischka als Wolfgang eine zutiefst zerrissene Seele darstellt, die auf seiner Suche nach moralischer Integrität hin- und hergerissen ist.
Indem Stella als Untote ihre Unfallstelle vorderbühnisch rekonstruiert, zwingt sie uns dazu, uns in das kollektive „Wir“ einzufügen. Auch wir tragen Schuld an Stellas Tod, auch “wir töten Stella”, und tragen die moralische Verantwortung, uns gegen hegemoniale Macht zu erheben. „Wir töten Stella“ ist ein Theatererlebnis, das die Zuschauer*innen tief berührt und zum Nachdenken über Schuld, Moral und Verantwortung anregt. Eine klare Empfehlung.
Alle sehen das Unheil kommen – und schauen weg. Marlen Haushofers parabelhafte Novelle [...] in einer mehr als gelungenen Inszenierung [...] Reduziert auf den Hauptstrang ... ist eine dramatisierte Version dieser Erzählung nun im Theater Spielraum (Wien-Neubau) zu erleben. Wahrhaft zu erleben – das macht die Bühnenfassung, das Schauspielensemble sowie nicht zuletzt die Bühne, die Kostüme und die Ausstattung sowie das Lichtkonzept. [...] Egal ob allein auf der Bühne oder mit den beiden Familienangehörigen und der später vorübergehend bei ihnen wohnenden Stella – Alice Schneider lässt diese Einsamkeit auch mitten unter den anderen spüren. [...]fast unanagreifbar teflonartig kalt und gefühllos Peter Pausz [...] Isabella Kubicek vermittelt die Achterbahn ihrer Gefühlswelt [...]Edward Lischka lässt seine körperliche Abneigung gegen die Fassadenfamilie stets spüren. [...]